2018 war ein äußerst produktives Jahr. Insgesamt habe ich 69 Gedichte und einige Kurzgeschichten geschrieben.
Natürlich werde ich die nicht alle hier hochladen, aber eine kleine Auswahl meiner Lieblinge findet ihr unten.
Ich habe sie von 10 bis 1 nummeriert, was wirklich nicht einfach war. Enjoy.
PALAST IN MIR
Ein Gedanke trägt mich
zurück in einsame Resignation
über die Welt, die sich,
selbst von Liebe jeden Ton
verschandelt.
Ein Lächeln – erstarrte
Freude, alter Spaß -
das mir wie zarte
Leere aus dem Spiegelglas
entgegensieht.
Ein Palast, der hier
vor vielen langen Jahren
erbaut wurde von mir,
als ich und er noch den klaren
Himmel erblickten.
Ein Klopfen an die Mauer,
das ists worauf ich,
seit jeher auf der Lauer
liege, um endlich
Puls spüren zu können.
Ich säh dem Leben ins Gesicht,
mein leeres Herz bekäm Gewicht,
das(s) jede Mauer fällt.
Und plötzlich säh' ich Welt.
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DRAMA AUS BLUT
Eine prächtige Bühne.
Zur Linken, zur Rechten
mächtige Säulen,
die ihre Last stämmen.
Die Kulisse gebaut
von Kinderhänden,
klein, unschuldig, gut,
bemalt mit
farbenreichen Tränen.
Gespielt wird
von Intrige und Liebe,
geschrieben ist das Drama
mit Blut.
Mit aller Macht stürzt
mein Herz sich ins Schauspiel
imitiert, erlügt und fingiert;
tut als wär es mutig,
großzügig, fair...
Ich – ein einziges Theaterhaus.
Wie ein naives Kind
klatscht meine Seele Applaus.
Doch der Vorhang schließt sich,
schließt die Welt aus,
und meine Maske fällt.
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"FÃœR IMMER" STEHT DA ÃœBERSETZT *
Ich erstarre.
Es ist ein Wort,
das sich mir eisig
ins Gedächtnis bohrt.
Ich erstaune,
muss noch einmal lesen,
was eben für
mich verwirrend gewesen
ist zu sehen.
Ich erfahre
was ich nicht wissen
wollte und bin plötzlich
erschreckt, zerissen
ganz und gar.
„Für immer“,
das steht da übersetzt.
Für immer weg,
Für immer ab jetzt,
und nie wieder.
Ich erfriere
zu Stein in
meiner Bewegung und
treibe dahin
zu Unbegreiflichkeit.
Ich verharre.
Es ist ein Ort,
den ich nicht kenne.
Und Sie sind dort.
Für immer ab jetzt.
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* Für einen verstorbenen Lehrer
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K. SOMMER
Die Zeit verrinnt
wie Sand am Meer,
der sanft durch kleine Finger fließt
und dessen Kühle es genießt.
Die Zeit verfliegt
wie Blüten im Wind,
die ein Kind versucht zu erhaschen,
um süßen Nektar zu vernaschen.
Das Kind fiel in den Blütensand.
und schnell hat sich Zeit selbst verbrannt.
Wieder ein Leben plötzlich vergangen.
Ein Kind pflückt Sandblüten.
Es reißt die Zeit sich aus.
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WÃœRDE ICH DEN WINTER KÃœSSEN
(Ein Winter-Rondell)
Würde ich den Winter küssen,
müsste mir mein Herz erfrieren.
Denn er hätt' deine Lippen.
Würde ich den Winter küssen;
Augen würden Welt verlieren.
Wie wenn sie dich erblicken.
Würde ich den Winter küssen,
müsste mir mein Herz erfrieren.
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HEIMKEHR *
Gerade angekommen und wieder zurück.
Eiliges Verlassen
neu gefundenen Glücks
Verschwinden aus der Enge der Stadt,
die nie gekannte
Weite in sich hat.
Gehen in die Leere, ins beklemmende Heim.
Nur beim Gedanken
wird mir mein Herz klein.
Ich kehre heim.
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Und dann?
Gefangen zwischen Mauern,
die in Ruh' darauf lauern,
sich auf mich zu schmeißen;
mein neues Ich zu zerreißen.
Ich pferch mich nur ein,
kehre nicht heim.
Nicht wirklich.
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* Für eine Stadt
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MÄNNERHERZ
Geheimer Blick zu milden Sternen,
wilden Fünkchen,
fernen Lippen,
die ein Lächeln bilden.
Geheime Lust prickelt auf Haut
wickelt in Wärme,
baut ein Zuhaus'
für mein Herz, das laut
geheim dir zuschreit.
Ich kann nichts sagen,
kanns nicht wagen,
mein Brennen hin
zu dir zu tragen.
Nähe will mich schon ertränken,
mich ganz und gar in sich versenken
und ich will es so sehr,
dass ich mich dagegen wehr.
Nicht diese Nähe.
Wenns Liebe ist, bin ich verdammt.
Ja ich will nicht Nähe, sondern dich,
und kanns nicht wagen,
mein Brennen hin zu dir zu tragen,
denn darauf steht der Tod.
Das Wollen wird verbannt.
Denk ich.
Und dann...
Ihre Hand nimmt deine,
ihr Lächeln nur für dich.
Und dein Lächeln für sie.
Ich schreie innerlich,
ich weine, hasse sie.
Und hasse mich.
Und hass die Welt,
die dich mir vorenthält.
Weil das „nicht sein kann“,
„nicht sein darf“,
„abscheulich“ ist.
„Mann liebt nicht Mann“.
Ich schreie.
Ist denn ein treues Männerherz
weniger wert,
wenn's einen Mann begehrt?
Ich ertrink in Schmerz.
Und hasse mich für dich,
damit du nicht mehr musst.
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WELTENSTURM.
Mit vorwurfsvollem Auge
blinzelt sich die Welt
unsres Anblicks müde.
Ihre Tränen malen stumm
Wiese, Wald und Berg – Natur,
die schon lang erloschen.
Pranken wollen Stein zerbröseln,
Technik töten, Städte sprengen,
wie wir es einst mit ihr getan;
Krallen falsches Glück zerfetzen.
Wolkenschlösser wollen sich
wie Türme in die Luft erheben,
Tannenbäume wollen der Natur
ein Häuschen sein, heimliches Versteck
vor dem Regen, den wir bringen.
Leis' freut sich der Erde Herz
auf ihren Tod, der sie
endlich von uns befreit.
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SCHLAG MITTERNACHT
Welt atmet sanfte Dunkelheit,
Herz schlägt Freiheit,
Nacht ist Wahrheit.
Vom Himmel steigen
tausend Pünktchen.
Tiefes Schweigen,
kleine Fünkchen.
Zeit vergeht nicht,
bleibt an meiner Seele haften
wie hundert leichte Lasten
von milliarden Federn.
Ferne spiegelt sich
in meinen Fenstern.
So viel nahe Ferne,
dass mein Herz mir sticht.
In meinem sich verzehrendem Gesicht
Silbernes Licht,
das mild verspricht.
Im Mondschein wispert
modrige Nacht,
im Dunst knistert
finstere Pracht.
Welt atmet sanfte Einsamkeit,
Abend - ruhige Herrlichkeit.
Mein Herz schlägt Mitternacht.
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ZEPHIRISCH (ODER: WIE LYRIK IST)
Streichle sanft das Papier,
um zu prüfen ob hier,
noch immer deine Worte sind
oder ob der Wind
die Seiten längst verblättert hat.
Du nahst dich wieder,
schwankende Gestalt,
reißt mich wieder nieder
mit zarter Gewalt.
Falle auf die Knie.
Erkläre mir wie
du mich mit Tinte berührst
mich selbst zum Schreiben verführst.
Reinste, beste Form der Literatur
In sich schon das höchste, was ein
Lyriker nur zu erschaffen vermag. Wie eine Kontur
Kollektiver Seele, die mir mein
Entschlüsseltes Herz überreicht.
Ich fühlte durch dich,
wie Lyrik ist.
Unbeschreiblich.
Wie sie bei dir ist.
- Zephirisch.